Wo Menschen zusammenarbeiten, gibt es auch Kollegen, Chefs und andere Spezies. Natürlich wünschen viele von uns, dass es auf der Arbeit ausschließlich professionell, im Idealfall auch freundlich zu geht, aber das ist allzu oft ein Trugschluss. Denn wir alle nehmen unsere Werte, Vergangenheit, Wünsche, Hoffnungen, Vorurteile, Abneigungen, also was uns als Mensch so ausmacht, mit zur Arbeit.

Das ist natürlich verständlich. Schließlich verbringen wir oft 45 Jahre unseres Lebens, fünf Tage pro Woche, acht Stunden oder mehr pro Tag dort. Das heißt, wir sehen unsere Kollegen oft länger und mehr als unsere Freunde Partner, Eltern oder Kinder. Und irgendwie kann es sich wie eine weitere Beziehung anfühlen, wenn man dem gleichen Menschen tagein und tagaus über zehn Jahre gegenüber sitzt. Wir kennen seine Macken und Vorlieben in- und auswendig. Und wenn das nicht gut läuft, können Themen wie: „Heizung an oder aus“, „Fenster auf oder zu“ „Lautstärke beim Telefonieren“, „Laut klappernde Tastatur“ „Ordnung im Büro“ zu Themen werden, die so ernst sind, als ginge es um Leben oder Tod.

Konflikte im Büro gehören natürlich nicht gerade zu den Lieblingsaufgaben der Personalabteilung oder unserer Vorgesetzten. Von außen betrachtet handelt es sich oft um Lappalien. Und da fragt sich der eine oder andere Vermittler im Streit, was das alles eigentlich soll? Dann denken wir oft an das Eisbergmodell. Das heißt, der Konflikt, von dem wir erfahren, ist nur die Spitze des Eisberges. Oft geht es um ganz andere Themen? Vielleicht spielen alte Verletzungen eine Rolle – Neid, Eifersucht – oder verdient die Kollegin für die gleiche Arbeit mehr Geld? Lobt der Chef die Andere mehr? Möglich, dass mal ein unbedachtes Wort gefallen ist, wie: „Sei nicht so zickig“ oder der Kollege lässt einen zu oft mit der Arbeit alleine – was dieser wiederum nicht so sieht. Vielleicht kennen Sie auch das Gefühl, immer derjenige zu sein, der das Kopiergerät befüllt, den Papierstau beseitigt oder die Geschirrspülmaschine ausräumt. All das kann zu Frust führen und die Atmosphäre im Büro vergiften.

Konflikte und Ursachen dafür gibt es viele. Doch was hilft es den Kollegen, in einer Atmosphäre zu arbeiten, die sie als unfreundlich oder feindlich empfinden? Plötzlich schleppen sie sich nur noch zu Arbeit und verlieren die Freude an ihr – nichts macht mehr Spaß. Dass solch ein Zustand destruktiv ist, sogar krank machen kann, ist offensichtlich. Deshalb ist es wichtig, diese Themen anzugehen und Konflikte zu bearbeiten.

Hier sind Sie als Führungskraft in der Verantwortung. Natürlich ist es nicht einfach, einen Konflikt zu bearbeiten. Aber wer sagt, dass Sie dies alleine tun müssen? Oft hilft der Rat einer anderen erfahrenen Führungskraft – oder eines Kollegen aus der Personalabteilung. Und wenn alle Stricke reißen: Es gibt externe Mediatoren, Coaches und Konfliktmoderatoren, die genau hierauf spezialisiert sind. In vielen Fällen lohnt dieses Investment. Denn der Konflikt kommt nun in professionelle Hände, was die Chancen erhöht, dass dieser gelöst wird. Achten Sie aber darauf, eine neutrale Position einzunehmen. Denn meistens gibt es keinen Schuldigen bei einem Konflikt – denn das Menschsein und das Arbeiten unter Druck und auf engem Raum führt oft schon allein zu Spannungen untereinander. Wenn Sie aber nicht wegsehen und handeln, dabei auch noch fair bleiben – wird dies eine positive Auswirkung in Ihrem Team haben – egal, wie dann der Konflikt gelöst wird.