Manchmal frage ich mich, wie wir eigentlich miteinander umgehen. Behandeln wir unsere Kollegen und Mitmenschen so, wie wir es für uns auch wünschen? Wie sieht es eigentlich auf der Arbeit aus? Dort ist der Umgangston manchmal rau. Es wird gelästert, nicht miteinander geredet – und Gefühle zu äußern ist soetwas von Out – falls es jemals in unserem Kulturkreis in war…. Wenn wir uns denn mal „gehen lassen“ und zeigen, wer wir wirklich sind, dann nur im privaten Umfeld, vielleicht auch noch mit ein paar vertrauten Kollegen. Vor den Anderen ist es oft, als trügen wir eine Maske.

Kann das gesund sein? Und: Kann das wirklich zu dauerhaft guten Arbeitsergebnissen führen? Wir reden in den letzten Jahren so viel von Agilität, Holokratie, sich selbst organisierenden Teams. Der oder die Chefin soll menschlich mit seinem Team umgehen, es zu Leistung bringen, das Team selbst fördern, Konflikte im Keim ersticken, den Zusammenhalt fördern, Commitment und Engagement fördern, selbst eigentlich kein Chef mehr sein, das Team alleine entscheiden lassen und alles am Ende profitabel sein, der Weg zum Glück ist das natürlich dann auch noch…

Da ist es kein Wunder, dass gerade auch Führungskräfte immer wieder ausbrennen. Bloß, was wird aus diesen Menschen, wenn sie dann erschöpft zusammenbrechen und monatelang ausfallen? Und was wird aus ihren Mitarbeitern, was passiert, wenn der Chef nach einem halben Jahr vielleichte wiederkommt? Wird dann alles besser? Haben die Teams vielleicht erfolgreich den „Laden geschmissen“?

Vielleicht ist es an der Zeit, all diesen Modeworten und Moden im Management den Rücken zu kehren, hin zu mehr Einfachheit. Und auch Ehrlichkeit. Wir, die arbeiten und uns zusammenfinden sind oft Zweckgemeinschaften. Wir haben uns einander nicht ausgesucht, nicht die Mitarbeiter den Chef und die Kollegen sich nicht gegenseitig. Das Wort: „Vorgesetzter“ spricht hier schon Bände.

Möglich, dass es viele Konflikte gibt, weil wir zu hohe Ansprüche aneinander stellen. Dabei kann es ganz einfach sein, zueinander zu finden, und zwar: „Wir nehmen den Anderen, wie er oder sie ist, frei nach dem Kölner Motto: „Jeder Jeck ist anders“. Und plötzlich ist es kein Drama mehr, dass die Kollegen nicht jeden Tag gemeinsam zu Tisch gehen wollen oder nicht das Privatleben des Anderen bis ins kleinste Detail kennen.

Als Manager hilft vielleicht der Gedanke, dass alle Menschen – und das schließt Mitarbeiter ein, glücklich sein wollen. Jeder auf seine Art. Und wenn am Ende die Arbeit stimmt, und wir uns auf ein gewissen Maß an menschlichem Umgang einigen können, wen stört es, dass der eine Kollege etwas wortkarger ist als der Andere, der Eine Nähe sucht, der Andere nicht?

Mit Mitgefühl zu führen heißt, zunächst den Menschen zu sehen und davon auszugehen, dass er grundsätzlich so wie er ist, in Ordnung ist. Und ein Ohr für Sorgen oder Probleme zu haben, die unsere Mitarbeiter womöglich haben. Es gibt Stimmen, die sagen, dass Führungskräfte ihrem Team dienen. Wer weiß – auch das könnte wieder so eine Mode im Management sein. Aber werfen wir mal alle Theorien über Bord und widmen uns diesen spannenden anderen Menschen – unseren Kollegen und Mitarbeitern. Und wer weiß? Kann es nicht sein, dass hierin der Schlüssel zur Motivation unserer Kollegen und auch hin zu mehr Erfolg liegt?